Shibari für Anfänger
Vielleicht haben Sie schon einmal von Shibari gehört, wissen aber nicht genau, was sich dahinter verbirgt? Oder ist Ihnen Shibari als japanische Fesselkunst ein Begriff und Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Sie Shibari selbst ausprobieren können? Das LOVE Team klärt auf, was es mit der japanischen Bondage-Technik auf sich hat und begleitet Sie durch Ihr erstes Mal Shibari. Bereit für die Kunst des kreativen Fesselns und Fixierens?
Shibari ist ein japanischer Begriff, der für die Kunst des Fesselns steht. Häufig wird der ebenfalls japanische Begriff Kinbaku als Synonym für Shibari verwendet. Aber die kunstvolle Seilfesselung ist nur die eine Seite von Shibari. Die andere ist die pure Sinnlichkeit sowohl für die gefesselte als auch für die fesselnde Person und die Stärkung der Bindung in der Partnerschaft.
1. Sprechen Sie mit Partner oder Partnerin
Bevor Sie sich in den Fertigkeiten der japanischen Fesselkunst Shibari üben, sollten Sie Ihr Vorhaben mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin besprechen. Legen Sie fest, wo Ihre Grenzen liegen, sagen Sie offen, was Sie sich wünschen und besprechen Sie bei der Gelegenheit auch, welche Sicherheitsmaßnahmen Sie ergreifen sollten.
- Rollenverteilung: Wer darf fesseln und übernimmt den aktiven Part als so genannter Rigger? Und wer lässt sich als Bottom fesseln? Stellen Sie sicher, dass sowohl Sie als auch Partnerin oder Partner mit dem vereinbarten Szenario einverstanden sind und die zugewiesene Rolle mit den damit einhergehenden Verantwortlichkeiten gerne übernehmen.
- Einverständnis: Im Bondage und damit auch im Shibari ist Kommunikation das A und O. Zeigen Sie Ihre Grenzen auf, beschreiben Sie Ihre Fantasien und Vorlieben und bitten Sie Partnerin bzw. Partner, es genauso zu handhaben. Vergessen Sie in diesem Zusammenhang nicht, eine Geste zu vereinbaren, mit der die gefesselte Person signalisieren kann, dass sämtliche Handlungen sofort unterbrochen werden müssen.
- Drogen und Alkohol: Beim Shibari sollten alle Beteiligten immer nüchtern sein und weder Alkohol noch Drogen konsumiert haben. Es ist wichtig, vorher und währenddessen völlig klar denken und handeln zu können.
- Vertrauen und Sicherheit: Sollte Ihr Partner oder Ihre Partnerin Bedenken haben, dann beruhigen Sie ihn bzw. sie. Zeigen Sie ganz deutlich, dass sie bzw. er Ihnen voll und ganz vertrauen kann. Ergreifen Sie alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen und versichern Sie, den fest definierten Rahmen für Ihre Shibari-Session nicht zu überschreiten.
2. Bedenken Sie die Risiken
Um das Wohlergehen und die Sicherheit aller Beteiligten sicherstellen zu können, sollten Sie vor dem Beginn der Bondage-Session alle Risiken überdenken und geeignete Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
- Legen Sie eine Schere bereit: Es gibt spezielle Scheren für die Bondage-Praktiken im Shibari. Sollten während der Fesselspiele Probleme auftreten, können Sie mit der Schere das Bondage-Seil sofort durchtrennen und die Knoten leicht und schnell lösen.
- Informieren Sie sich: Die Fesselspiele im Shibari sind mit gewissen Risiken verbunden. So kann zum Beispiel durch den Druck der Seile auf empfindliche Körperstellen das Nervensystem angegriffen werden. Am besten informieren Sie sich im Vorfeld, wie Sie Verletzungen und andere gesundheitliche Risiken vermeiden können. Sie finden entsprechende Informationen zum Beispiel im Internet. Achten Sie dabei immer darauf, dass es sich um seriöse Internetseiten handelt.
- Legen Sie die Dauer der Bondage-Session fest: Die erste Bondage-Session nach den Regeln der Shibari-Fesselkunst sollte nicht länger als 20 Minuten dauern. 20 Minuten reichen aus, um sich an das Gefühl der Fesseln auf der Haut zu gewöhnen. Wenn Sie mit der Zeit mehr Erfahrung mit Shibari gesammelt haben, können Sie die Dauer langsam steigern.
- Definieren Sie ein Safeword: Vereinbaren Sie ein Safeword, mit dem die Fesselspiele sofort unterbrochen werden können.
Mit diesen Maßnahmen garantieren Sie die Sicherheit von allen Beteiligten. Achten Sie dennoch während der Fesselspiele genau auf die Reaktionen von Partnerin oder Partner und passen Sie sich an, damit Sie beide die Shibari-Session genießen können.
3. Wählen Sie geeignete Stellungen aus
Im Shibari gibt es eine große Vielzahl an Techniken, Knoten und Stellungen. Am besten schauen Sie sich vorher an, welche davon Ihnen am ehesten zusagen. Dabei gibt es ein paar grundlegende Dinge zu beachten:
- Informieren Sie sich: Es gibt zahlreiche unterschiedliche Info-Quellen (Anleitungen, Videos, Bücher usw.). Achten Sie darauf, dass die Quellen vertrauenswürdig und seriös sind.
- Lernen Sie die traditionellen Techniken: Es gibt verschiedene traditionelle Shibari-Techniken wie die Diamant-Fesselung. Schauen Sie sich die Techniken an und wählen Sie die Techniken aus, die Ihnen am meisten zusagen.
- Verwenden Sie gute Bondage-Seile: Am häufigsten werden Bondage-Seile aus Hanf oder Jute verwendet. Es gibt aber auch Shibari-Seile aus anderen Materialien. Erkundigen Sie sich, welche Vor- und Nachteile die Materialien haben und wählen Sie am besten hochwertige Bondage-Seile aus.
Eine ausgiebige Recherche zur Vorbereitung bedeutet nicht, dass es keinen Raum mehr für kreative Entfaltung gibt. Lassen Sie Ihren Fesselfantasien freien Lauf und gestalten Sie Ihre Sessions so, wie Sie es sich vorstellen. Je mehr Erfahrung Sie haben, umso eher wissen Sie, was Ihnen gefällt. Mit der Zeit entwickeln Sie Ihren eigenen Stil, sodass Sie Ihre Fesselspiele nach Ihren Vorlieben ausleben können.
4. Beginnen Sie mit einfachen Knoten
- Einfache Knoten: Der Achterknoten, der Ankerstich oder der Trossensteck sind einfache Knoten für alle Einsteiger und Anfänger. Sie ermöglichen einen leichten Einstieg in die Fesselkunst.
- Doppelknoten: Mit einem Snake Knot oder einem Double Column Tie gelingen stabilere Knoten. Bevor Sie diese Knoten während der Shibari-Session verwenden, sollten Sie sie vorher ausgiebig üben.
- Übung macht den Shibari-Meister: Üben Sie das Binden der Knoten und prüfen Sie währenddessen immer wieder die Spannung des Seils. Schauen Sie dabei regelmäßig die gefesselte Person an und achten Sie auf die Reaktionen.
- Zeigen Sie Kreativität: Wenn Sie die Basis-Techniken beherrschen, können Sie anfangen, Ihren eigenen Fessel-Stil zu entwickeln. Sie entscheiden, wie Ihre Fesselspiele ablaufen sollen und können ganz frei und kreativ die Fesseltechniken kombinieren.
5. Holen Sie sich im Anschluss eine Rückmeldung
Nach der Shibari-Session ist es wichtig, sich über das Erlebte auszutauschen. Berichten Sie von Ihren eigenen Eindrücken und lassen Sie auch Partnerin oder Partner zu Wort kommen. Nur so wissen Sie, wie Sie Ihre Technik für das nächste Mal verbessern können.
- Hören Sie zu: Wie haben Sie beide das Fesselspiel erlebt? War es für beide ein befriedigendes Erlebnis? Haben Sie sich sicher gefühlt? Soll es ein nächstes Mal geben?
- Werten Sie aus: Was ist gut gelaufen? Und was war nicht so gut? Was könnte man für das nächste Mal anders oder besser machen? Haben die Absprachen funktioniert? Haben sich beide währenddessen wohlgefühlt?
- Planen Sie: Wenn Sie beide Lust auf einen weiteren Versuch haben, können Sie schon jetzt in die Planung gehen. Welche anderen Techniken, Möglichkeiten, Stellungen und Knoten gibt es, die Sie ausprobieren können? Prüfen Sie für das nächste Mal nach, ob Ihre individuellen Grenzen die gleichen bleiben oder sich ändern sollen und sprechen Sie jeweils über Ihre Erwartungen.
- Respektieren Sie: Wenn einer von Ihnen beiden keine Lust auf ein nächstes Mal Shibari hat, akzeptieren Sie die Entscheidung. Ein einvernehmliches Vorgehen ist gerade im BDSM-Bereich unerlässlich. Da sollten Sie sich auf keinen Fall darüber hinwegsetzen.
Shibari funktioniert am besten, wenn Sie sich keinen Druck machen und Sie es so langsam angehen lassen, wie Sie möchten. Mit Geduld, Kommunikation und Respekt kommen Sie am weitesten.