Der Spitting-Fetisch: Wenn Spucken sexy wird

In diesem Artikel möchten wir mit Ihnen gemeinsam herausfinden, was hinter dem Spitting-Fetisch steckt, welche Varianten es gibt und was Sie zu beachten haben, wenn Sie selbst das Spucken in Ihr Sexleben integrieren möchten.

Unter dem Oberbegriff Spitting werden alle Praktiken zusammengefasst, bei denen Speichel eine zentrale Rolle spielt, sei es bei langen, intensiven Küssen, erotischem Lecken oder einem regelrechten Spuckeaustausch. Die Idee mag provokant oder sogar schockierend erscheinen, da Spucken meist als vulgär gilt. In einem einvernehmlichen Rahmen kann Spucke oder Speichel jedoch eine starke erotische Wirkung haben und zum Beispiel die Selbstaufgabe oder, im Gegenteil, die Bestätigung von Macht symbolisieren.

Während es für die einen die sensorische Dimension des Speichels (also Textur, Geschmack oder Geruch) ist, die das Verlangen auslöst, ist es für die anderen eher die Tatsache, mit etwas Verbotenem oder mit Macht zu spielen. Spitting hat viele Gesichter, von soften Zärtlichkeiten zum Beispiel im Rahmen des Vorspiels bis hin zu expliziten Gesten beim Spiel mit Macht und Dominanz.

Speichel ist eine faszinierende Körperflüssigkeit. Es ist auf der einen Seite eine sehr intime und vertraute Körperflüssigkeit, die für die Verdauung, das Sprechen oder den Geschmackssinn unerlässlich ist. Auf der anderen Seite ist Speichel außerhalb des Mundes eine Art Tabu. Spucke als Körperflüssigkeit sozusagen „sichtbar“ zu machen, kann das Gefühl einer Grenzüberschreitung erwecken. Die sexuelle Erregung, die beim Spitting entsteht, hat auch mit der sinnlichen Seite von Spucke zu tun, mit dem Gefühl der Feuchtigkeit und mit der Wärme sowie mit der Nähe, die zwangsläufig vorhanden sein muss, wenn man Körperflüssigkeiten wie Speichel mit einer anderen Person austauscht.

Auch die kulturelle Dimension spielt eine Rolle. Spucken wird traditionell als unhöflich oder gar beleidigend angesehen, was die Tabuisierung dieser Körperflüssigkeit verstärkt. In einem erotischen Kontext kann die Umkehrung dieses Symbols der Respektlosigkeit zu einer innigen, einvernehmlichen Handlung die sexuelle Erregung verstärken. Man spielt mit gesellschaftlichen Normen und Werten, überlistet Verbote und schafft sich einen Freiraum, in dem Ekel in Lust umgewandelt wird.

Am besten wählen Sie einen neutralen Moment, um über Ihren Wunsch, gemeinsam den Spucke-Fetisch auszuprobieren, zu sprechen. Wenn Sie ganz spontan und ohne Vorwarnung im Schlafzimmer mit dem Thema anfangen, könnte sich Ihr Partner oder Ihre Partner überrumpelt fühlen. Sagen Sie Partnerin oder Partner ganz klar, was Sie an dieser Sexpraxis reizt und achten Sie auf die Reaktionen Ihres Gegenübers, um mögliche Missverständnisse zu entschärfen. Nennen Sie echte Argumente (die Lust auf etwas Neues, Neugier, der Wunsch, ein Tabu zu brechen), anhand derer Ihr Partner oder Ihre Partnerin Ihre Beweggründe verstehen und die eigenen Grenzen besser einschätzen kann.

Bei den ersten Versuchen ist es am besten, nicht einfach vorzupreschen, sondern schrittweise vorzugehen. Tasten Sie sich langsam voran, zum Beispiel mit etwas feuchteren Küssen oder einem diskreten Speichelaustausch. Beobachten Sie die Reaktionen, fragen Sie Partnerin oder Partner nach seinen oder ihren Empfindungen und lassen Sie die sexuelle Erregung langsam ansteigen. Sollte sich einer von Ihnen in der Situation unwohl fühlen, beenden Sie das Experiment. Sprechen Sie anschließend in Ruhe darüber, um mögliche Anpassungen vorzunehmen oder das Experiment mit dem Fetisch ein für allemal abzubrechen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Spitting-Fetisch in Ihr Sexleben einzubinden. Manche Paare mögen das erotische Spiel mit dem Speichel besonders gerne im Vorspiel. Sie spielen mit dem Speichel, um möglichst lange, feuchte Küsse auszutauschen, nutzen dabei Lippen, Mund und Zunge, um dadurch das Verlangen anzukurbeln. Andere stehen auf ganz konkrete Handlungen beim Sex, zum Beispiel das Spucken auf den Oberkörper, den Hals oder andere Körperstellen.

Im Spiel rund um Macht, Dominanz und Unterwerfung, kann das Spucken ein Symbol der Macht oder der erotischen Hingabe sein, je nachdem, wer spuckt und wer empfängt. Diese etwas szenische, theatralische Dimension sollte jedoch vorher abgesprochen werden, damit alle Beteiligten ihre Rolle genau kennen und die Vorlieben und Grenzen genau festgelegt werden können. Manche mögen Spucke als zusätzliches Gleitmittel, auch wenn Speichel nicht immer ein gutes Gleitmittel ersetzen kann. Bei alldem ist es jedoch immer unabdingbar, offen zu kommunizieren und sich miteinander abzusprechen, damit das Experiment für alle Beteiligten erfolgreich abläuft.

Wie bei allen Sexpraktiken muss auch beim Spucke-Fetisch auf Hygiene und Sicherheit geachtet werden. So ist zum Beispiel eine gute Mundhygiene wünschenswert, um das Risiko der Übertragung von Bakterien zu verringern. Auch wenn Spucke nicht der Hauptübertragungsweg von Geschlechtskrankheiten ist,  können doch einige Infektionen über den Mund übertragen werden, weshalb es sinnvoll ist, sich regelmäßig testen zu lassen, insbesondere wenn man mehrere Sexpartnerinnen oder -partner hat.

Außerdem ist es wichtig, im Vorfeld darüber zu sprechen, wie empfindlich man auf Speichel reagiert. Nicht jeder reagiert gleich und eine Handlung, die den einen erregt, kann den anderen abstoßen. Mit einem Safeword kann man schnell signalisieren, wenn man sich unwohl fühlt oder eine Pause braucht. Schließlich kann das Einvernehmen zu einer bestimmten sexuellen Handlung jederzeit widerrufen werden.

Für diejenigen, die Spitting mögen und sich mehr Abwechslung wünschen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Spielen Sie mit unterschiedlichen Temperaturen. Indem Sie vor einem intensiven Kuss ein heißes oder kaltes Getränk trinken, schaffen Sie aufregend prickelnde Temperaturkontraste. Auch ein Wechsel zwischen sanft und impulsiv kann die erotische Spannung aufrechterhalten: Ein plötzliches Spucken in einem Moment der Zärtlichkeit kann einen überraschenden Reiz haben, während ein langer Kuss mit viel Speichel eine intime und sinnliche Atmosphäre schafft.

Manche mischen den Spitting Kink auch mit anderen Sexpraktiken wie Bondage, Rollenspielen oder Dirty Talk, um einen breiteren Rahmen zu schaffen, in dem der Spucke-Fetisch nur ein Element unter vielen ist. Letztlich hängt alles von den Fantasien, Wünschen und Vorlieben der Beteiligten statt. Hören Sie aufeinander und passen Sie Ihre Handlungen gegebenenfalls an, damit alle von dem lustintensiven Moment profitieren können.

Der Spucke-Fetisch fasziniert. Während die einen sich neugierig mit dem erotischen Potenzial des Spuckens beschäftigen, sind andere von der Vorstellung eher abgeschreckt. Der Fetisch hinterfragt, wie wir zu Körperflüssigkeiten stehen, und spielt mit Ekel und Lust. Keine Frage: Es ist eine Grenzerfahrung. Aber wer den Schritt wagt, entdeckt eine neue Art und Weise, mit dem eigenen Körper und dem von Partnerin oder Partner zu spielen, vorausgesetzt, alles geschieht in einem Klima des Vertrauens, des Dialogs und des ausdrücklichen Einvernehmens.

Wie bei allen etwas originellen Sexpraktiken ist es auch beim Spitting entscheidend, die eigenen Vorlieben gemeinsam ausleben zu können, ohne sich zu brüskieren und ohne die persönlichen Grenzen zu übertreten. Wenn Spitting nicht Ihr Ding ist, haben Sie so viele andere Möglichkeiten, Ihr Sexleben aufzupeppen. Wenn Sie aber von der Idee begeistert sind, dann können Ihnen die Konventionen egal sein. Lassen Sie Ihrer Kreativität und Ihren Fantasien freien Lauf.