Oralsex: Warum manche Frauen nicht gerne geleckt werden

Veröffentlicht am 26. März 2025 von Emma
Oralsex: Warum manche Frauen nicht gerne geleckt werden

Viele Frauen geben nicht gerne zu, dass sie Oralsex nicht mögen und keinen Cunnilingus möchten, weil sie Angst haben, dadurch unnormal zu wirken oder Partnerin bzw. Partner zu verletzen. Dabei sind es nicht wenige Frauen, die nicht gerne geleckt werden. Warum das so ist? Dafür gibt es viele Gründe, die psychologische oder körperliche Ursachen haben oder mit den persönlichen Vorlieben zusammenhängen.

Die Tatsache, keinen Cunnilingus zu mögen, ist an sich nichts, wofür man sich schämen müsste: Jeder und jede hat das Recht, im Bett die eigenen Grenzen zu setzen. Wichtig ist, zu verstehen, woher diese Blockade kommt, um herauszufinden, ob sie vorübergehend ist, überwunden werden kann oder einfach nur als Teil der eigenen Sexualität akzeptiert werden muss.

Jenseits der in Zeitschriften propagierten Meinungen oder der vermeintlichen Erwartungen in einer Partnerschaft ist es wichtig, daran zu erinnern, dass Lust eine sehr intime Angelegenheit ist, die man nicht erzwingen kann. Wenn Sie beim Sex Unbehagen, Ekel oder schlichtes Desinteresse empfinden, sind das wichtige Signale, auf die Sie hören sollten. Diese Reaktionen sind keineswegs nur eine Laune, sondern zeugen oft von einem tieferen Bedürfnis nach Vertrauen, Verständnis oder einer Neudefinition des eigenen Umgangs mit dem Körper und der Sexualität.

Cunnilingus: mögliche Blockaden

Für einen guten Cunnilingus braucht es eine gewisse Intimität miteinander, mehr noch als bei anderen Sexpraktiken. Das Gesicht des anderen so nah an der Vulva zu spüren, kann verstörende Gedanken auslösen: Wie sieht der andere mich? Ist mein Intimgeruch angenehm?? Bin ich überhaupt normal? Diese Bedenken führen in der Regel zu einem Gefühl der inneren Anspannung, das es schwierig oder sogar unmöglich macht, sich komplett gehenzulassen.

Andere empfinden bei einem Cunnilingus einfach zu wenig. Das kann am Mundkontakt liegen, der nicht stimulierend genug ist. Oder die mit Lippen, Mund und Zunge ausgeführten Bewegungen entsprechen nicht den Vorlieben. Es kann auch sein, dass das feuchte Gefühl der Lippen oder der Zunge eine Form von Ekel hervorruft, da nicht alle Menschen die gleiche sensorische Toleranz haben. Manchmal ist es nicht so sehr der Cunnilingus an sich, der stört, sondern vielmehr die Tatsache, dass man sich dabei so intensiv auf diese Körperstelle fokussiert.

Eine weitere Blockadequelle kann mit der Wahrnehmung von Sauberkeit und Körperhygiene zusammenhängen. Die Sorge, nicht sauber genug zu sein, oder die Angst vor Vaginalsekreten können ein Unbehagen auslösen, das wiederum verhindert, dass man sich fallenlassen kann. Ohne eine totale Entspannung ist es jedoch schwierig, Lust zu empfinden.

Auswirkungen des emotionalen und psychologischen Zustands

Sexualität beschränkt sich nie nur auf den rein körperlichen Akt: Sie bezieht den Geist, die Gefühle und die persönliche Geschichte mit ein. Wenn Sie schwierige Momente oder sogar Traumata im Zusammenhang mit Sexualität erlebt haben, kann es sein, dass der Cunnilingus unangenehme Erinnerungen oder unbewusste Widerstände auslöst. Auch ohne bis zum Begriff Trauma zu gehen, verbinden manche Menschen Oralsex mit einem Gefühl von Unterwerfung oder Verletzlichkeit, das ihnen unangenehm ist.

Für manche spielt auch der gesellschaftliche Blick eine Rolle. Die erotischen Bilder, die in manchen Medien präsentiert werden, suggerieren, dass jeder jede Sexpraktik vorbehaltlos genießen sollte. Manchmal wird der Cunnilingus mit einem besonders aufregenden Moment gleichgesetzt, der angeblich einen fast sofortigen Höhepunkt auslöst. Ist dies nicht der Fall, kann es zu Schuldgefühlen, Scham oder Versagensängsten kommen. Und wenn diese Negativspirale erst einmal in Gang gesetzt ist, kann der bloße Gedanke an einen Cunnilingus eher Stress als Freude auslösen.

Körperliche Aspekte

Körperliche Ursachen spielen eine entscheidende Rolle für das Lustempfinden bei einem Cunnilingus. Manche Menschen empfinden tatsächlich Schmerzen bei oraler Stimulation, vor allem wenn sie unter Vaginismus, Endometriose, chronischen Reizungen oder wiederholten Infektionen leiden. In diesen Situationen kann der orale Akt als Angriff auf eine sehr empfindliche Körperstelle empfunden werden, der sich sogar entzünden kann.

Nicht zu vernachlässigen sind auch die hormonellen Schwankungen, die Veränderungen bei der Libido und die Empfindlichkeit der Vulva oder der Klitoris auswirken können. Zu bestimmten Zeiten im Zyklus reagiert der Körper anders auf Zärtlichkeiten, und was an einem Tag angenehm war, kann ein paar Tage später unangenehm sein.

Darüber hinaus ist die Technik der Person, die den Cunnilingus gibt, von Bedeutung. Eine zu schnelle Bewegung, zu wenig oder zu viel Druck, mangelnde Kommunikation während des Aktes ... all das sind Faktoren, die dazu führen können, dass der Spaß beim Cunnilingus auf der Strecke bleibt. Wenn die Stimulation durch Lippe, Mund und Zunge und die damit ausgeführten Berührungen nicht Ihren Vorlieben entsprechen, ist es normal, dass es Ihnen nicht gelingt, zu genießen.

Kommunikation und einvernehmliches Vorgehen

Erlebt man eine Sexpraktik, die keine Freude bereitet, ist es ein gesunder Reflex, mit Partnerin oder Partner darüber zu sprechen. Dennoch vermeiden viele Paare die Diskussion über intime Fragen, weil sie Angst haben, den anderen zu kränken oder zu beleidigen. Bei Oralsex ist dies umso schwieriger, da die Person, die den Cunnilingus schenkt, ihn als eine Geste der Zuneigung oder ein sinnliches „Geschenk“ betrachten könnte. In dieser Situation zu sagen, dass man keine oder nur wenig Lust beim Cunnilingus empfindet, kann heikel sein und dazu führen, dass ein schlechtes Gefühl entsteht, mit dem Wissen, nicht gut genug zu sein.

Ohne ein klärendes Gespräch besteht jedoch die Gefahr, dass sich auf beiden Seiten Frust breit macht. Während Sie womöglich eine Sexpraktik ertragen müssen, die Sie nicht mögen, können bei Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner Missverständnisse entstehen, die mit der Zeit das Vertrauen in Ihrer Beziehung untergraben können. Wenn Sie Ihre Gefühle in Worte fassen und erklären, dass es nicht gegen den anderen geht, sondern nur um Ihr persönliches Unwohlsein oder Ihre mangelnde Befriedigung, kann dies bereits den bestehenden Druck abbauen.

Einen guten Cunnilingus (neu) lieben lernen

Manchmal ist die Blockade nur vorübergehend oder hängt mit bestimmten Faktoren wie Stress, Müdigkeit oder einem vorübergehenden Unbehagen zusammen. In diesen Fällen kann es helfen, mit verschiedenen Veränderungen zu experimentieren: Nehmen Sie sich die Zeit, verschiedene Stellungen auszuprobieren. Leiten Sie die Person, die den Cunnilingus gibt, an, welche Berührungen in welcher Intensität und in welchem Rhythmus Sie mögen, und wechseln Sie mit anderen Formen der Stimulation ab, um nicht auf die eine Körperstelle fokussiert zu bleiben.

Um das eigene Lustempfinden selbst besser einschätzen zu können, setzen manche auf Selbsterkundung, zum Beispiel über Selbstbefriedigung oder die Verwendung von Spiegeln. Den eigenen Körper und das eigene Lustempfinden zu kennen, ist ein wichtiger Schritt hin zu bewussterer Lust. Wenn das Unbehagen und die Blockaden bei einem Cunnilingus trotz allem bestehen bleiben, kann ein Termin bei einem Sexologen oder Paartherapeuten hilfreich sein. Diese Fachleute können helfen, Blockaden, tief verwurzelte Ängste oder Traumata zu lösen, und praktische Übungen vorschlagen, die auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind.

Gute Alternativen zum Cunnilingus

Auch wenn der Cunnilingus eine hohe erotische Symbolkraft hat, ist er für ein erfülltes Sexleben nicht unbedingt erforderlich. Sie können durchaus auch auf andere Weise sexuelle Erregung empfinden und zum Orgasmus kommen, zum Beispiel durch sanftes Streicheln beim Fingern, die Verwendung von Sextoys, eine sinnliche Massage, Penetrationssex (mit oder ohne Vorspiel), Küsse auf andere erogene Zonen usw.

Wichtig ist, dass Sie in Ihrer Beziehung eine gute Form des Miteinanders und der sexuellen Kreativität beibehalten. Wenn der Cunnilingus für Sie eine Blockade darstellt, müssen Sie sich nicht dazu zwingen oder es als „Mangel“ betrachten, der alles verdirbt. Viele Paare finden ihr erotisches Gleichgewicht und ihr gemeinsames Vergnügen in anderen Praktiken, die besser zu ihnen passen.

Als Frau Oralsex nicht zu mögen, ist nichts Ungewöhnliches oder Verwerfliches. Jeder Körper, jede Person und jede Geschichte sind anders. Wichtig ist, herauszufinden, ob die Abneigung aus Angst, mangelnder Technik oder einem tieferen Bedürfnis nach Schutz und Vertrauen herrührt. Manchmal kann eine kleine Veränderung oder ein offenes Gespräch das Unbehagen mildern oder sogar beseitigen. In manchen Fällen muss man aber auch einfach akzeptieren, dass eine Sexpraktik nicht zu uns passt, ohne sich dafür schuldig zu fühlen.

Sexualität sollte immer mit Freude und Wohlbefinden einhergehen und frei von Verpflichtungen oder Zwängen sein. Wenn Sie sich trauen, Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zu sagen, was Sie fühlen, haben Sie die Möglichkeit, eine intime Beziehung aufzubauen, die auf gegenseitigem Zuhören, Nähe und Respekt beruht. Ob es sich bei Ihrer Cunnilingus-Abneigung nun um eine vorübergehende Blockade oder eine endgültige Ablehnung handelt, Sie allein wissen, was für Ihren Körper und Ihren Geist richtig ist. Diese Selbstachtung ist oft der erste Schritt zu einem erfüllteren Sexleben.