Wenn das Kondom beim Sex reißt oder platzt, ist es ganz normal, sich Sorgen zu machen und Fragen zu stellen. Sie sind nicht allein! Tatsächlich kommt es häufiger vor als man denkt. Wir erklären, wie Sie in dieser Situation am besten vorgehen.
Das Kondom ist das Verhütungsmittel für Männer, das am einfachsten zu verwenden ist. Leider ist das Kondom nicht unfehlbar. In diesem Artikel erklärt Ihnen das LOVE Team, was zu tun ist, wenn das Kondom reißt oder platzt. Wir gehen darauf ein, welche Vorsichtsmaßnahmen Sie treffen sollten, um sexuell übertragbaren Infektionen vorzubeugen, und welche Möglichkeiten der Notfallverhütung Sie haben. Außerdem finden Sie in dem Artikel wertvolle Ratschläge für die Kommunikation mit Partnerin bzw. Partner und Tipps, wie Sie verhindern können, dass so etwas in Zukunft noch einmal passiert.
Die Situation
Wie finde ich heraus, ob das Kondom geplatzt oder gerissen ist?
Es ist manchmal nicht ganz leicht zu erkennen, ob das Kondom geplatzt oder gerissen ist, aber einige Anzeichen gibt es doch. Noch während des Geschlechtsverkehrs können Sie einen kleinen Unterschied spüren. Es fühlt sich in etwa so an, als würde die Reibung etwas nachlassen. Nach dem Geschlechtsverkehr können Sie dann versuchen, bei einer Sichtprüfung des Kondoms einen Riss oder ein Loch zu erkennen. Ein weiteres Anzeichen ist auch, dass sich Sperma außerhalb des Kondoms oder im Intimbereich von Partnerin oder Partner befindet.
Mögliche Ursachen
Es gibt verschiedene Gründe dafür, weshalb ein Kondom reißt oder platzt. Einer der häufigsten ist die falsche Anwendung, z. B. wenn das Reservoir beim Abrollen des Kondoms nicht zusammengedrückt wird. Ist das Kondom zu klein oder zu groß für den Penis, wird das Material übermäßig belastet, was das Risiko eines Risses erhöht. Natürlich spielt auch die Qualität des Kondoms eine Rolle: Ist Ihr Kondom alt oder von schlechter Qualität, platzt oder reißt es schneller. Achten Sie außerdem auf ein geeignetes Gleitmittel: Die Verwendung von Gleitmitteln auf Öl- oder Silikonbasis mit Latexkondomen kann das Material des Kondoms schädigen, was zu einem Riss führen kann. Zu guter Letzt kann ein Kondom auch durch kräftiges Eindringen oder Stoßen reißen oder platzen.
Was ist zu tun, wenn das Kondom reißt oder platzt?
Ruhe bewahren
Das erste, was Sie tun sollten, wenn ein Kondom reißt, ist, Ruhe zu bewahren. Stress und Panik würden die Situation nur verkomplizieren und es Ihnen schwerer machen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Atmen Sie tief durch und denken Sie daran, dass es Lösungen für Ihr Problem gibt. Mit der Situation gelassen umzugehen, hilft dabei, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, ohne übereilt zu handeln.
Das Kondom abnehmen
Stellen Sie noch während der Penetration fest, dass das Kondom gerissen oder geplatzt ist, ziehen Sie den Penis langsam und vorsichtig zurück, um eine weitere Ausbreitung des Spermas zu verhindern. Halten Sie dabei das Kondom von unten vorsichtig fest, damit es beim Herausziehen nicht weiter abrutscht oder reißt. Versuchen Sie dabei zu vermeiden, dass Sperma auf den Intimbereich gelangt, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft oder der Übertragung von Geschlechtskrankheiten und HIV zu verringern. Nehmen Sie dann das Kondom ab. Prüfen Sie den Zustand des Kondoms, um das Ausmaß des Risses zu erfassen und das weitere Vorgehen zu planen.
Sich waschen
Frauen sollten sich nach dem Reißen des Kondoms mit lauwarmem Wasser waschen, um Rückstände von Sperma und anderen Körperflüssigkeiten zu entfernen. Verwenden Sie möglichst keine parfümierten Seifen oder Vaginalduschen, da diese das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora stören und Hautreizungen verursachen können.
Bei Männern kann es helfen, unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette zu gehen. Dadurch wird zumindest ein Teil der Bakterien in der Harnröhre eliminiert, was das Risiko von Harnwegsinfektionen verringert. Diese Maßnahme ist einfach und unkompliziert und sorgt dafür, das Infektionsrisiko nach einem geplatzten Kondom zu senken.
Einen Arzt aufsuchen
Nach einer Kondompanne ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, vor allem, wenn Sie die medizinische Vorgeschichte Ihres Partners oder Ihrer Partnerin nicht gut kennen. Bei einem Termin mit einem Arzt erhalten Sie eine persönliche Beratung. Das hilft Ihnen dabei, das Risiko einer Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten besser einzuschätzen. Wenn erforderlich, erhalten Sie außerdem eine vorbeugende Behandlung mit geeigneten Medikamenten, die das Risiko einer Ansteckung mit bestimmten Geschlechtskrankheiten verringern können.
Auch wenn keine Symptome vorhanden sind, können bestimmte Infektionen (HIV usw.) vorliegen und übertragen werden. Durch einen Test können diese Infektionen in einem frühen Stadium erkannt und behandelt werden, wodurch das Risiko langfristiger Komplikationen verringert wird. Zwei aufeinanderfolgende Tests, die einige Wochen bzw. Monate nach dem Vorfall durchgeführt werden, geben Aufschluss darüber, ob eine Infektion vorliegt oder nicht. Bei einem positiven Ergebnis kann schnell eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
An die Verhütung denken
Die Pille danach ist eine Methode der Notfallverhütung, mit der eine Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder nach dem Versagen der Verhütung, wie einem gerissenen oder geplatzten Kondom, verhindert werden kann. Sie ist in Apotheken rezeptfrei erhältlich. Es gibt zwei Arten der Pille danach. Sie unterscheiden sich im Wirkstoff. Die Pille mit Levonorgestrel muss innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Die Pille mit Ulipristalacetat ist bis zu 120 Stunden danach wirksam. Grundsätzlich gilt, dass die Pille danach am besten wirkt, wenn sie so bald wie möglich eingenommen wird. Dann verringert sich das Risiko einer Schwangerschaft um bis zu 95 % bei Levonorgestrel und etwas mehr bei Ulipristalacetat.
Neben der Pille danach gibt es mit der Spirale danach eine weitere Möglichkeit der Notfallverhütung. Die Spirale, auch Intrauterinpessar (IUP) genannt, kann auch nach einer Verhütungspanne eingesetzt werden. Die Kupferspirale muss allerdings innerhalb von fünf Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr von einem Arzt oder einer Ärztin eingesetzt werden. Dann ist sie aber mit einer Verhütungsrate von über 99 % ein wirksamer Schutz. Praktisch ist auch, dass die Spirale anschließend bis zu 10 Jahre lang zur Verhütung getragen werden kann. Diese Option ist ideal für Frauen, die gleichzeitig eine Lösung für die Verhütungspanne und eine langfristige Verhütungsmethode wünschen.
Hormonspiralen werden zwar hauptsächlich zur regelmäßigen Empfängnisverhütung eingesetzt, können aber in manchen Notfällen ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Darüber sprechen
Wenn das Kondom reißt, ist ein offenes Gespräch mit Partnerin bzw. Partner notwendig, wenn Sie die Situation gemeinsam bewältigen möchten. Indem Sie Ihre Sorgen und Gefühle miteinander teilen, stärken Sie das Vertrauen ineinander und die Bindung in der Beziehung. Gemeinsam lassen sich einfach die besten Lösungen finden. Ein offenes und ehrliches Gespräch hilft auch dabei, mögliche Risiken besser einzuschätzen und zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.
Indem Sie die Entscheidungen über die zu ergreifenden Maßnahmen gemeinsam treffen, stellen Sie sicher, dass Sie beide auf einer Wellenlänge sind. In einem solchen Gespräch sollte es zum Beispiel darum gehen, die Optionen für die Notfallverhütung zu besprechen, Arztbesuche zu planen und zu entscheiden, ob man sich auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen möchte. Diese Themen gemeinsam anzugehen hilft, Stress abzubauen und Lösungen zu finden, mit denen beide zufrieden sind. Indem Sie gemeinsame Entscheidungen treffen, stärken Sie Ihre Partnerschaft und zeigen, dass Sie sich in einer potenziell stressigen Situation gegenseitig unterstützen.
Was zu beachten ist, damit das Kondom beim nächsten Mal nicht wieder reißt
Um zu verhindern, dass ein Kondom reißt oder platzt, ist es wichtig, hochwertige Kondome zu verwenden. Am besten kaufen Sie Kondome bekannter Marken. Prüfen Sie auch unbedingt immer das Haltbarkeitsdatum und bewahren Sie Ihre Kondome nicht im Portemonnaie oder im Auto auf, da diese leicht beschädigt werden können.
Latexkondome sind die am häufigsten verwendeten Kondome. Für alle, die allergisch auf Latex reagieren, gibt es Alternativen aus Polyurethan oder Polyisopren.
Achten Sie beim Kauf von Kondomen auf die richtige Größe. Ein zu kleines Kondom kann leicht reißen, während ein zu großes Kondom schnell abrutschen kann.
Damit Kondome einen wirksamen Schutz leisten können, müssen sie korrekt verwendet werden. Folgende Schritte sind unbedingt einzuhalten:
- Die Verpackung vorsichtig öffnen, um das Kondom nicht mit der Verpackung zu zerreißen.
- Das Reservoir vor dem Abrollen zusammendrücken, um die Luft herauszudrücken.
- Das Kondom über den erigierten Penis abrollen. Dabei darauf achten, dass das Kondom den Penis bis zur Peniswurzel hin bedeckt.
- Beim Abnehmen des Kondoms darauf achten, dass das Ejakulat nicht herausläuft.
- Das benutzte Kondom im Mülleimer (und nicht in der Toilette) entsorgen.
Detailliertere Informationen dazu finden Sie in unserem Ratgeber Wie man ein Kondom richtig benutzt.
Übrigens: Gleitmittel verringern die Reibung beim Geschlechtsverkehr und können dadurch dazu beitragen, dass Kondome nicht reißen. Verwenden Sie bei Latexkondomen aber immer Gleitmittel auf Wasserbasis, da Gleitmittel auf Öl- oder Silikonbasis das Material des Kondoms angreifen und Risse verursachen können. Tragen Sie einfach eine großzügige Menge Gleitmittel auf die Außenseite des Kondoms und ggf. auch auf die Innenseite auf, um maximalen Schutz und Komfort zu gewährleisten.
Wenn ein Kondom beim Sex reißt oder platzt kann das eine belastende Erfahrung für alle Beteiligten sein. Aber wenn Sie wissen, wie Sie mit der Panne richtig umgehen und einem nächsten Mal vorbeugen können, ist alles halb so schlimm. Bleiben Sie vor allem ruhig und gehen Sie dann Schritt für Schritt vor, um eine Übertragung von Geschlechtskrankheiten und eine unerwünschte Schwangerschaft möglichst zu vermeiden. Sprechen Sie offen miteinander und gehen Sie die Sache gemeinsam an. Dann können Sie Ihr Sexleben auch wieder richtig genießen.