Movember: Wir brechen die Tabus rund um Krebserkrankungen beim Mann und die Sexualität

Veröffentlicht am 8. November 2023 von Natalia
Movember: Wir brechen die Tabus rund um Krebserkrankungen beim Mann und die Sexualität
Jedes Jahr im November sprießen Schnurrbärte in allen Formen und Größen. Dabei geht es nicht allein um den richtigen Bart-Style, sondern vor allem um Movember. Im Rahmen der weltweiten Kampagne setzen sich Männer und Frauen für den Kampf gegen Krebserkrankungen beim Mann und die Förderung der psychischen Gesundheit und Suizidprävention bei Männern ein.

Während im November zahlreiche Sensibilisierungs- und Unterstützungsmaßnahmen laufen, möchten wir die Gelegenheit nutzen, uns mit einem Thema zu beschäftigen, das viel zu häufig außen vor gelassen wird, nämlich Sexualität in Verbindung mit Prostata- und Hodenkrebs. Denn Krebs ist eine Krankheit mit körperlichen Folgen, die auch Auswirkungen auf das Liebesleben und die Beziehungen des Patienten hat.

Die Movember-Kampagne erinnert uns daran, dass hinter jedem Schnurrbart eine eigene Geschichte steckt - eine Geschichte von jemandem, der gegen den Krebs kämpft, die es verdient hat, erzählt zu werden. Lassen Sie uns diesen Monat ein Zeichen setzen, indem wir nicht nur selber einen Schnurrbart tragen, sondern auch ins Gespräch mit Betroffenen und deren Angehörigen gehen, um gemeinsam die Tabus zu brechen.

Die verschiedenen Krebserkrankungen beim Mann

Prostatakrebs

Die Prostata befindet sich unterhalb der Blase und vor dem Rektum. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Samenflüssigkeit, in der Spermien leben und sich fortbewegen. Prostatakrebs ist eine Erkrankung, bei der sich bösartige Zellen im Gewebe der Prostata bilden.
Prostatakrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebsart bei Männern. Einer von neun Männern erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose Prostatakrebs. Wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird, sind die Überlebenschancen relativ hoch.

Zu den Symptomen von Prostatakrebs zählen Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schmerzen bei der Ejakulation oder Knochenschmerzen. Diese Anzeichen sind jedoch nicht spezifisch für Prostatakrebs und können auch andere Ursachen haben.

Risikofaktoren von Prostatakrebs sind das Alter, die ethnische Zugehörigkeit, der familiäre Hintergrund sowie genetische Faktoren. Auch der Lebensstil, wie die Ernährung, kann eine Rolle spielen.

Hodenkrebs

Hodenkrebs ist weniger häufig als Prostatakrebs und entsteht meist in den Zellen, die für die Spermienproduktion verantwortlich sind.
Obwohl Hodenkrebs nur etwa 1 % aller Krebserkrankungen bei Männern ausmacht, hat seine Häufigkeit in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Glücklicherweise ist er auch im fortgeschrittenen Stadium eine der am besten behandelbaren Krebsarten.


Zu den Symptomen können eine Verhärtung oder schmerzlose Schwellung in einem der Hoden, ein Schweregefühl im Hodensack, dumpfe Schmerzen im Unterleib oder eine Flüssigkeitsansammlung im Hodensack gehören.

Risikofaktoren von Hodenkrebs sind der familiäre Hintergrund, eine Störung in der Entwicklung der Hoden sowie bestimmte genetische Anomalien.

Auswirkungen der Therapie auf die Sexualität

Der Kampf gegen den Krebs wird an mehreren Fronten geführt. Zuallererst geht es ums Überleben. Verschiedene Therapien stehen uns heutzutage zur Verfügung. Diese haben allerdings zum Teil schwerwiegende Auswirkungen auf die Sexualität.

Prostatakrebs

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs dienen zwar der Heilung, haben aber auch Konsequenzen auf das Sexualleben der betroffenen Männer.

  • Operation: Die Entfernung der Prostata kann zu Erektionsstörungen führen. Eine weitere mögliche Nebenwirkung ist Inkontinenz, was für das Selbstvertrauen und das Selbstbild stark belastend sein und die Libido beeinträchtigen kann.
  • Strahlentherapie: Die Strahlentherapie kann das Gewebe und die Nerven in der Umgebung der Prostata schädigen. Nach und nach kann es zu Erektionsstörungen und Schmerzen beim Samenerguss kommen.
  • Hormontherapie: Im Rahmen der Hormontherapie wird der Testosteronspiegel gesenkt. Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf die Libido, was Erektionsstörungen zur Folge haben kann. Nach Absetzen der Behandlung sind diese Folgen in der Regel reversibel. Sie können sich jedoch dauerhaft auf das sexuelle Wohlbefinden auswirken.

Hodenkrebs

Auch die Behandlungsmethoden von Hodenkrebs stellen eine Herausforderung für die Sexualität und Fruchtbarkeit dar.

  • Operation: Die Entfernung eines Hodens kann aufgrund der Veränderung des Körperbildes erhebliche Auswirkungen auf die Psyche haben. Wenn der andere Hoden jedoch gesund ist, sollten die Testosteronproduktion und die Fähigkeit, Erektionen zu bekommen, nicht beeinträchtigt werden. Es kann allerdings sein, dass die Fruchtbarkeit des Patienten beeinträchtigt ist.
  • Chemotherapie: Eine Chemotherapie kann die Spermienproduktion vorübergehend schädigen und einen Libidoverlust zur Folge haben. Diese Nebenwirkungen sind meist reversibel. In manchen Fällen braucht es aber Zeit und ein wenig Geduld, bis sich der Zustand wieder normalisiert.

Die Diagnose und der Umgang mit den Konsequenzen für das Sexleben

Eine Krebsdiagnose ist für die betroffene Person meist ein Wendepunkt im Leben. Dies kann durch die Auswirkungen der Krebserkrankung auf die Sexualität noch verschärft werden. 
Mit Partnerin oder Partner sprechen: Auf körperlicher Ebene betrifft die Krebserkrankung nur eine Person. Wenn Sie in einer Beziehung leben, sind auf emotionaler Ebene allerdings zwei Personen betroffen, nämlich Sie und Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin. Indem Sie miteinander über Ängste und Sorgen sprechen, können Sie diese abbauen und die Bindung in Ihrer Beziehung stärken. Nutzen Sie die Gelegenheit, um über Ihre Erwartungen und Wünsche im Bett zu sprechen und Neues auszuprobieren, indem Sie die körperlichen und emotionalen Änderungen in Ihrem Leben berücksichtigen.


Sich psychologische Hilfe holen: Psychologen oder Sexologen, die über eine Weiterbildung im Bereich der Krebserkrankungen verfügen, können dem Patienten einen sicheren Raum bieten, um ganz offen über Schwierigkeiten zu sprechen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann Betroffenen helfen.

Sich medizinische Hilfe holen: Sollten Sie unter Erektionsstörungen leiden, helfen Präparate wie Viagra. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz einer Penispumpe oder eines Penisrings.
Das Ziel von Movember ist, Themen wie Männergesundheit zu thematisieren und enttabuisieren. Betroffenen zeigt Movember, wie wichtig und gut es ist, sich diesen Herausforderungen nicht allein zu stellen. Es gibt so viele Menschen und Mittel, die die betroffenen Männer nach einer Krebserkrankung auf ihrem Weg zu einer neuen sexuellen und emotionalen Normalität unterstützen.
Nach einer Krebsdiagnose ist das Sexleben nicht mehr wie vorher. Aber es ist noch da! Mit geeigneten Hilfsmitteln und der richtigen Unterstützung können Betroffene ein erfüllendes Sexleben wiederfinden.