Die digitale Revolution ist in allen Bereichen des täglichen Lebens spürbar. Beziehungen und Partnerschaft bilden da keine Ausnahme. Die Lockdowns während der Pandemie haben diese Tendenz weiter beschleunigt. Wir verbringen mehr und mehr Zeit im Internet. Ein Phänomen, das in diesem Zusammenhang stark zugenommen hat, ist das virtuelle Fremdgehen.
Untreue im Internet oder virtuelles Fremdgehen … Was ist das eigentlich genau? Möglich wurde die Untreue im Netz vor allem durch das Aufkommen von sozialen Netzwerken, Videospielen und Dating-Plattformen im Internet. Verschiedene Formen sind möglich: Manche tauschen vor allem Fotos aus oder schicken sich Nachrichten mit erotischem Inhalt. Andere gehen weiter und erstellen Live-Videos oder führen sogar eine virtuelle Liebesbeziehung. Wann genau hört der Online-Flirt auf und wann beginnt das virtuelle Fremdgehen? Wir finden: Sobald man vor seinem Partner oder seiner Partnerin im echten Leben den Online-Flirt verheimlicht und dieser sich weiterentwickelt …
Wie kommt es zur Untreue im Internet?
Es gibt verschiedene Gründe, die dazu führen, dass jemand im Internet fremdgeht. Das sind die häufigsten:
1. Unzufriedenheit in der Beziehung: Wenn es in der Beziehung nicht richtig läuft und mindestens eine der beiden Personen beim Gedanken an die Partnerschaft Frust statt Lust verspürt, kann es sein, dass diese Person versucht, diesen Frust auszugleichen. Eine virtuelle Bekanntschaft bietet sich in diesem Fall an. Sie lässt sich ganz leicht starten und vor dem Partner oder der Partnerin gut verheimlichen.
2. Den Partner schützen wollen: Manchmal entsteht der Eindruck, man würde dem Partner oder der Partnerin zu viel abverlangen. Aus Angst davor, Partner oder Partnerin zu langweilen, zu reizen oder unter Druck zu setzen, werden die Wünsche und Bedürfnisse dann einfach auf eine dritte Person übertragen. Mit einer virtuellen Beziehung eröffnen sich neue Möglichkeiten, unsere Bedürfnisse außerhalb der Beziehung zu befriedigen.
3. Die Internet-Bekanntschaft idealisieren: Es ist so leicht, auf die Internet-Bekanntschaft alle Eigenschaften zu übertragen, die der Partner oder die Partnerin im echten Leben nicht hat. Durch das Idealisieren der virtuellen Bekanntschaft wird ein Idealbild aufgebaut und Frust abgebaut. Das Internet-Date erscheint in einem besonders verführerischen Licht, sodass der echte Partner oder die echte Partnerin im direkten Vergleich keine Chance mehr hat. Seine bzw. ihre Fehler erscheinen bald schon unerträglich …
Ist ein Chat schon Fremdgehen?
Wo hört der Online-Flirt auf und wo fängt das virtuelle Fremdgehen an? Ist ein Chat schon mit Fremdgehen gleichzusetzen? Einige sehen es tatsächlich so, dass eine reine Online-Bekanntschaft schon Untreue bedeutet. Andere gehen locker damit um und finden nicht, dass man in diesem Fall schon von Fremdgehen sprechen kann.
1. Jeder Fall ist anders: Natürlich kann nicht jede Online-Bekanntschaft oder jeder Flirt im Internet mit Untreue gleichgesetzt werden. Jeder Fall ist anders. Es kommt immer darauf an, welche Absichten dahinter stecken und mit welchen Gefühlen die Beteiligten in den Online-Flirt gegangen sind. Ein einfacher Chat mit einer Bekanntschaft im Netz bedeutet noch lange nicht, dass man dabei fremdgeht und Partnerin bzw. Partner betrügt.
2. Transparenz und Einverständnis: Solange Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin Bescheid weiß, welcher Art Ihre Bekanntschaften im Internet sind, wird er bzw. sie Sie nicht des Fremdgehens beschuldigen. Eine offene Kommunikation und ein ehrliches Treueversprechen verleihen einer stabilen Partnerschaft eine gute Basis und sorgen für den Zusammenhalt in der Beziehung.
3. Vertuschung und Lüge: Wenn Sie hingegen verheimlichen, wo Sie im Internet unterwegs sind und wen Sie dort treffen, und wenn Sie leugnen, was diese Online-Bekanntschaft Ihnen gibt, dann kann man dies als Untreue bezeichnen. Denn dadurch verlieren Sie das Vertrauen von Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin, was die Grundlage Ihrer Beziehung nachhaltig zerstören kann.
4. Dialog und Kommunikation: Pflegen Sie eine offene und ehrliche Kommunikation und den ständigen Dialog in Ihrer Partnerschaft. Vermeiden Sie Missverständnisse, indem Sie einen festen Rahmen mit Regeln und Grenzen definieren und diese nicht überschreiten. So bleibt Ihre Beziehung solide und stabil.
Untreue im Internet: die Folgen
Genau wie beim klassischen Fremdgehen im echten Leben bleibt auch die Untreue im Internet nicht ohne Folgen. Wenn Sie wissen, was auf Sie zukommen kann, gehen Sie vielleicht nicht so leichtfertig mit Ihrer Beziehung um.
Konsequenzen für Ihre Beziehung
- Verlorenes Vertrauen: Es versteht sich von selbst, dass das Vertrauen in die Partnerschaft verloren geht, sobald man feststellt, dass der Partner oder die Partnerin im Internet heimlich Bekanntschaften gemacht hat. Das Verheimlichen des virtuellen Flirts und die Lügen tragen außerdem dazu bei, dass Wut und Misstrauen entstehen.
- Konflikte und Spannungen: Ist die Wahrheit ans Licht gekommen und der erste große Ärger vorbei, können weitere Konflikte und Spannungen auftreten. Der Verrat ist für manche zu groß, sodass es nicht leicht ist, diesen hinter sich zu lassen.
- Unzufriedenheit und Vergleiche: Die Person, die im Internet gedatet hat, stellt häufig einen direkten Vergleich zwischen der echten Beziehung und dem Online-Flirt an. Das ist Quelle von Frust, Unzufriedenheit und Verbitterung gegenüber der echten Beziehung.
Konsequenzen für alle Beteiligten
- Schuldgefühle: Schuldgefühle bleiben nicht aus, egal, ob man im echten Leben oder im Internet untreu war. Werden die Schuldgefühle jedoch zu groß, kann die Psyche darunter leiden.
- Emotionaler Stress: Eine heimliche Beziehung im Internet kann bei allen Beteiligten Traurigkeit hervorrufen und eine emotionale Belastung darstellen, mit der Sie umgehen müssen. Mit Schuld, Scham und Wut prasseln eine Reihe an negativen Gefühlen auf Sie ein, egal ob Sie beim Fremdgehen der aktive oder der passive Part waren.
- Soziale Vereinsamung: Je ernster die Beziehung im Internet wird, desto häufiger wird eine Strategie der Vertuschung und Verheimlichung entwickelt. In diesem Zusammenhang kommt es vor, dass man sich völlig vom sozialen Umfeld abkapselt. Es kommt zu einer sozialen Vereinsamung, unter der die Psyche leiden kann.