Herauszufinden, dass Nacktbilder oder intime Videos von sich ohne ausdrückliche Zustimmung geteilt wurden, ist eine traumatische Erfahrung. Tatsächlich ist Revenge Porn heutzutage weit verbreitet. Für Betroffene ist es wichtig zu wissen, wie Sie in einer solchen Situation reagieren sollten. In diesem Artikel haben wir für Sie einen Leitfaden zum Thema zusammengestellt.
Revenge Porn, auch Rachepornographie oder Racheporno genannt, bezeichnet die Verbreitung intimer Inhalte ohne Zustimmung. Dabei handelt es sich um eine Form der digitalen Gewalt, die verheerende Folgen haben kann. In diesem Artikel möchten wir zunächst die Begriffe klären. Anschließend haben wir für Sie recherchiert, was das Gesetz dazu sagt. Dann gehen wir mit Ihnen gemeinsam die Schritte durch, die Sie als Opfer von Revenge Porn unternehmen müssen. Wir wissen, dass Sie als Opfer mit einer sehr erniedrigenden und traumatischen Erfahrung umgehen müssen, aber damit sind Sie nicht allein! Das LOVE Team steht an Ihrer Seite!
Was ist Revenge Porn?
Revenge Porn oder Racheporno kann viele Formen annehmen. Häufig kommt es nach einer schwierigen Trennung dazu. Der Täter oder die Täterin versucht dann, sich zu rächen, indem intime Bilder oder Videos über das Internet verbreitet werden. Dadurch soll das Opfer gedemütigt werden. Manchmal wird Rachepornographie auch eingesetzt, um Geld zu erpressen. Dann handelt es sich um die sogenannte Sextortion, wofür meist Catfishing genutzt wird, also ein Fake-Profil im Internet erstellt wird.
Bei Rachepornos werden die Bilder oder Videos in der Regel zunächst im Einvernehmen mit dem Opfer erstellt, zu Zeiten, in denen die Beziehung noch gut läuft.. Nach der Trennung teilt der Täter oder die Täterin diese Bilder oder Videos dann zum Beispiel im Freundeskreis. Zu den Inhalten, die als Revenge Porn geteilt werden, gehören übrigens nicht nur Bilder und Videos, sondern auch Nachrichten mit sexuellem Inhalt, also Sexting. Werden diese Nachrichten an andere weitergegeben, fällt das ebenfalls unter den Oberbegriff Revenge Porn.
Was sagt das Gesetz zum Thema Revenge Porn?
Leider werden Rachepornos in unserer vernetzten Welt immer häufiger. Das deutsche Recht ermöglicht es den Opfern zum Glück, rechtliche Schritte einzuleiten. So stellt die Veröffentlichung von freizügigen Bildern oder Videos des Ex-Partners oder der Ex-Partnerin ohne dessen bzw. deren Einwilligung eine Straftat nach § 201 a StGb dar.
Gemäß § 201 a StGB handelt es sich bei Revenge Porn bzw. bei Rachepornos um das Verletzen des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen. Das Gesetz unterscheidet zwischen verschiedenen Tathandlungen. In den meisten Fällen werden vorsätzlich Dritten Bilder oder Videos zugänglich gemacht, die vorher im ausdrücklichen Einvernehmen aufgenommen wurden.
Bei der Verteidigung von Täterin oder Täter ist zu beachten, dass die emotionale Verletzung infolge einer Trennung weder einen Rechtfertigungs- noch einen Entschuldigungsgrund darstellt, Rachepornos im Internet zu verbreiten. Kommt es zu einer Verurteilung, muss der Täter oder die Täterin mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen.
Wie reagiere ich als Opfer von Revenge Porn?
Wenn Sie Opfer von Revenge Porn geworden sind, gibt es mehrere Möglichkeiten, sich zu schützen und Ihre Rechte geltend zu machen. Sie sind in dieser schwierigen Situation nicht allein! Um schnellstmöglich Hilfe und Unterstützung zu erhalten, gehen Sie am besten wie folgt vor.
Beweise sicherstellen
Es ist entscheidend, Beweise dafür zu sichern, dass ohne Ihre Zustimmung Nacktbilder oder anderes intimes Bildmaterial von Ihnen verbreitet wurden. Machen Sie Screenshots der Nachrichten, Beiträge oder Links, über die die Bilder oder Videos weitergegeben wurden. Diese Beweise sind für alle rechtlichen Schritte, die Sie möglicherweise unternehmen, von entscheidender Bedeutung.
Sich Familie und Freunden anvertrauen
Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder Ihren Freunden. Die Unterstützung Ihrer Angehörigen kann in dieser schwierigen Phase sehr wertvoll sein. Sie können natürlich auch Ihren Hausarzt oder einen Psychotherapeuten aufsuchen, um psychologische Unterstützung zu erhalten.
Den Vorfall bei der genutzten Plattform melden
Auf allen großen Plattformen und in allen sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook, Snapchat oder YouTube gibt es die Möglichkeit, Racheporno-Fälle zu melden. Kontaktieren Sie gegebenenfalls das jeweilige Hilfecenter, um die Inhalte löschen zu lassen.
Das Recht auf Vergessenwerden geltend machen
Füllen Sie das Formular für das Recht auf Vergessenwerden von Suchmaschinen wie Google und Microsoft aus. Mit diesem Formular können Sie beantragen, dass bestimmte Suchergebnisse über Sie entfernt werden, wenn Ihr Name damit in Verbindung gebracht wird. Dies kann dazu beitragen, die Verbreitung von Inhalten ohne Ihre Zustimmung einzuschränken.
Anzeige erstatten
Erstatten Sie schnellstmöglich Anzeige. Das ist die erste und wichtigste Etappe, um rechtliche Schritte gegen den Täter einzuleiten. Hilfe bekommen Sie übrigens auch bei Opferschutzorganisationen wie dem Weißen Ring e.V.
Revenge Porn kann sich wie eine Form der Vergewaltigung anfühlen, bei der Ihr Körper und Ihre Intimsphäre ohne Ihre Zustimmung ausgenutzt werden. Diese Erfahrung kann äußerst traumatisch sein, aber es ist wichtig zu wissen, dass Sie sich nicht schämen müssen. Täterin oder Täter allein sind verantwortlich und damit die einzige Person, die Scham empfinden sollte. Versuchen Sie schnellstmöglich, die Situation wieder unter Ihre Kontrolle zu bringen, indem Sie die oben beschriebenen Schritte befolgen. Holen Sie sich, wenn nötig, auch Beratung und Unterstützung bei einem Anwalt oder einer Opferschutzorganisation. Sie sind nicht allein und es gibt verschiedene Hilfsangebote für Betroffene, die Sie unbedingt in Anspruch nehmen sollten.