Kommt es Ihnen vor, als wäre es eine Ewigkeit her, seit Sie das letzte Mal mit Partnerin oder Partner Sex hatten? Vielleicht erleben Sie gerade das, was man als „Dead Bedroom“ bezeichnet. Diese Situation erscheint so manchem Betroffenen unüberwindbar, aber seien Sie beruhigt: Es gibt Lösungen, mit denen Sie wieder zueinanderfinden können.
Es ist ein Phänomen, das häufig bei Paaren auftritt, die seit vielen Jahren das Leben miteinander teilen: Der Sex wird mit der Zeit weniger häufig und manchmal auch weniger intensiv. Erinnern Sie sich an die Leidenschaft am Anfang Ihrer Beziehung, als das Schlafzimmer Ihr ständiger Spielplatz war und Sie nicht ohne einander konnten? Es ist ganz normal, dass sich das Sexleben eines Paares verändert. Aber was tun, wenn die Leidenschaft nicht nur schwächer wird, sondern ganz erlischt? Wir sprechen hier nicht vom wöchentlichen oder monatlichen Alltagssex. Nein, wir sprechen von Monaten oder sogar Jahren ohne jegliche körperliche Intimität. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, leben Sie vielleicht in einer sogenannten Dead-Bedroom-Beziehung. Wie gerät man in eine solche Spirale ohne Sex hinein? Und ist es möglich, wieder zu einer erfüllten Sexualität zurückzufinden, oder muss man sich damit abfinden, keinen Sex mehr zu haben? Das LOVE Team hat für Sie recherchiert und weiß, wie Sie die verloren geglaubte Leidenschaft wieder neu entfachen können.
Was ist eine Dead-Bedroom-Beziehung?
Der Begriff „Dead Bedroom“, wörtlich übersetzt „totes Schlafzimmer“, hat seinen Ursprung auf der Plattform Reddit, genauer gesagt im Subreddit r/DeadBedrooms. Dieses Forum dient als eine Art virtuelle Selbsthilfegruppe für alle Internet-Nutzerinnen und -Nutzer, die sich für ihre Beziehung ein aktiveres Sexleben wünschen. Die Beiträge im Forum schildern oft schwierige Beziehungsgeschichten: „Meine Frau will seit der Geburt unseres Kindes keinen Sex mehr“, „Wir haben uns seit sechs Monaten nicht mehr angefasst“ oder „Wir schlafen schon seit Jahren in getrennten Zimmern“.
Entgegen der landläufigen Meinung ist diese Situation viel häufiger, als es scheint. Natürlich ist es in einer langjährigen Beziehung normal, dass die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs mit der Zeit abnimmt. Wenn man sich zum Beispiel in den Zwanzigern kennenlernt, ist das Leben oft leichter. Man hat weniger Verantwortung und mehr Zeit für ein aktives Sexleben. Aber auch in einer langjährigen Beziehung bleibt Sex ein wesentlicher Bestandteil des Liebeslebens. Wenn in einer Liebesbeziehung Sex keine Rolle mehr spielt, kann das schnell zu einem Problem werden.
Abgesehen davon, dass der Mensch ein natürliches Bedürfnis hat, berührt zu werden, und Sex dem Menschen hilft, Stress abzubauen, spielt die Sexualität eine Schlüsselrolle in der Dynamik einer Partnerschaft. Sie ist ein Beweis für die gegenseitige Zuneigung, aber auch eine Bestätigung dafür, dass man in den Augen des Partners oder der Partnerin weiterhin begehrenswert ist. Ein Mangel an Sex kann sich daher tiefgreifend auf das Selbstwertgefühl und das psychologische Gleichgewicht auswirken.
Dennoch fühlen sich viele Paare in dieser Situation gefangen und sind manchmal am Rande der Verzweiflung, wie die online veröffentlichten Berichte belegen. Bevor man die Hoffnung aufgibt, sollte man daher unbedingt einen Schritt zurücktreten und versuchen, die Gründe hinter der Entfremdung zu verstehen. Denn die gute Nachricht ist: Es gibt Mittel und Wege, die Ihnen helfen, aus der Dead-Bedroom-Beziehung wieder herauszukommen.
Wie kommt es zu einer Dead-Bedroom-Beziehung?
Eine Dead-Bedroom-Beziehung kann viele Ursachen haben, die oft mit den Lebensumständen oder den Veränderungen innerhalb der Partnerschaft zusammenhängen. Die häufigsten Faktoren dafür sind:
Alltagsstress: keine Zeit füreinander haben
Jeder kennt es: Zu Beginn einer neuen Beziehung ist man spontan und voller Lust und Leidenschaft. Man verbringt Stunden oder sogar ganze Tage im Bett. Nach einigen Jahren Beziehung sieht es ganz anders aus. Neben dem Berufsleben muss auch der Familienalltag gemanagt werden. Außerdem gibt es noch zahlreiche andere Verpflichtungen, die die wenige Zeit, die man gemeinsam verbringen könnte, auffressen. Es gibt immer weniger Zeit und Raum für Sex. Der Sex, der auf der Prioritätenliste immer weiter nach unten gerückt ist, verschwindet nach und nach einfach komplett aus Ihrem Leben.
Kinder: eine andere Beziehungsdynamik
Mit einem Kind verändert sich alles. Mit kleinen Kindern im Haus ist es manchmal unmöglich, einen Moment füreinander zu finden, in dem man ungestört sein kann. Hinzu kommen bei der Frau die körperlichen und emotionalen Veränderungen, die mit der Schwangerschaft und Geburt einhergehen, und es entsteht eine Situation, in der das Liebesleben in den Hintergrund rückt. Auch die Müdigkeit, die in den ersten Monaten (oder sogar Jahren) der Elternschaft allgegenwärtig ist, ist ein Grund dafür, dass junge Eltern weniger Sex haben.
Depressionen: eine schwierige Lebensphase
Die Stimmung hat einen direkten Einfluss auf die Libido. Wenn man eine schwierige Lebensphase oder gar eine depressive Phase durchläuft, sei es aufgrund äußerer Umstände oder einer psychischen Erkrankung, kann die Lust auf Sex schwinden. Manchmal sind es auch Medikamente (wie bestimmte Antidepressiva), die das sexuelle Verlangen mindern. In solchen schwierigen Zeiten ist das eigene Sexleben keine Priorität mehr.
Aussehen: ein Rückgang der Attraktivität
Nach vielen gemeinsam verbrachten Jahren geht das Verlangen nach dem Partner oder der Partnerin zurück. Es ist einfach nicht mehr immer so intensiv wie in den ersten Tagen der Beziehung. Das liegt auch daran, dass wir und unsere Körper uns mit der Zeit verändern, was sich wiederum darauf auswirkt, wie wir von Partnerin oder Partner wahrgenommen werden. Das kann mit körperlichen Veränderungen (wie Gewichtszu- oder abnahme oder Fältchen) zusammenhängen, aber auch mit einer anderen Sicht auf den anderen: Im Alltag sieht man nunmal den Menschen so wie er ist. Die Folge? Die Attraktivität und das Begehren können schwanken, verschwinden und natürlich auch wiederkehren. Geht die Attraktivität aber über einen längeren Zeitraum zurück, kann eine Dead-Bedroom-Dynamik entstehen.
Entfremdung: auf der Suche nach einer neuen Beziehung
Manchmal hängt das mangelnde Verlangen in einer Partnerschaft auch mit einem aktiven Sexleben zusammen, das allerdings außerhalb der Hauptbeziehung stattfindet. Ob einvernehmliche Polyamorie oder versteckte Untreue - eine Person, die ihre Bedürfnisse anderswo befriedigt, braucht innerhalb der Partnerschaft einfach nicht mehr so viel Nähe und Intimität.
Veränderungen: eine neue Sicht auf die eigene Sexualität
Zu guter Letzt gibt es Menschen, die eine Phase durchlaufen, in der die Sexualität nicht mehr den gleichen Stellenwert im Leben hat. Dies kann vorübergehend sein, mit Müdigkeit oder Stress zusammenhängen, oder zu einer dauerhaften Situation werden. Mit zunehmendem Alter oder aufgrund der gesammelten Erfahrungen stellen manche Menschen vielleicht auch einfach fest, dass sie asexuell sind oder einfach grundsätzlich weniger Lust auf Sex haben.
Sie sehen, dass die Ursachen oft miteinander verwoben sind und von Paar zu Paar variieren. Bevor Sie selbst als betroffene Person in Frust oder Verzweiflung verfallen, sollten Sie unbedingt herausfinden, welche Ursache bei Ihnen vorliegt. Denn erst wenn Sie die Ursache kennen, können Sie nach geeigneten Lösungen suchen.
So kommen Sie aus der Dead-Bedroom-Beziehung wieder heraus: Tipps für ein besseres Sexleben
Auf den ersten Blick mag es schwierig erscheinen, aus einer eingefahrenen Situation wie einer Dead-Bedroom-Beziehung herauszukommen. Dabei gibt es ganz konkrete Lösungsansätze, die Ihnen helfen könnten. Vielleicht finden Sie unter den folgenden Tipps die ein oder andere Idee für Ihre Beziehung.
Miteinander sprechen
Kommunikation ist der Schlüssel zu allem. Vielleicht hat Ihr Partner selbst schon festgestellt, dass es so nicht mehr weitergeht, weiß aber nicht, wie er das Thema ansprechen soll. Vielleicht hat er aber auch selbst noch gar nichts bemerkt. Achten Sie in Ihrem Gespräch darauf, Ihre eigenen Gefühle und Ihren eigenen Frust in Ich-Botschaften auszudrücken, ohne Ihr Gegenüber zu beschuldigen. Erklären Sie, was Sie stört und laden Sie Ihr Gegenüber ein, die eigene Meinung darzustellen. Ein ehrliches und offenes Gespräch ist der erste wichtige Schritt, um aus dieser Spirale herauszukommen.
Zärtlichkeiten in den Alltag einbauen
Lassen Sie es langsam angehen. Nach einem ersten Gespräch brauchen Sie nicht gleich ins Bett zu hüpfen. Gehen Sie lieber kleine Schritte. Nehmen Sie sich bei der Hand, wenn Sie einen Film schauen, bieten Sie ihm oder ihr im Vorbeigehen eine Umarmung an oder küssen Sie sich zwischendurch einfach so, ohne besonderen Grund. Diese einfachen und natürlichen Gesten der Zuneigung erinnern Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin daran, dass Sie sich immer noch körperlich und emotional zueinander hingezogen fühlen.
Zeit zu zweit planen
Es mag unromantisch klingen, aber wenn es am Zeitmangel liegt, dass Sie keinen Sex mehr haben, kann es sich lohnen, die Zeit zu zweit fest in den Terminkalender einzuplanen. Blockieren Sie einfach in Ihrem Terminkalender ein Zeitfenster, in dem Sie sich ganz auf Ihre Zweisamkeit konzentrieren können - so wie Sie es auch bei jeder anderen Verpflichtung und jedem anderen Termin tun würden. Dabei müssen Sie sich überhaupt nicht dazu gezwungen fühlen, Penetrationssex zu haben. Widmen Sie diese Zeit Ihrer Beziehung und Ihrer Zuneigung zueinander. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Lust neu zu erkunden und sich ohne Druck neu zu entdecken.
Natürliche Lösungen ausprobieren
Wenn Sie wissen, dass Ihre Libido nur vorübergehend auf dem Tiefstand ist, warum versuchen Sie es nicht mit natürlichen Methoden, um Ihrer Libido neuen Schwung zu verleihen? Aphrodisierende Lebensmittel wie dunkle Schokolade, Austern oder Ingwer können Ihre Sinne anregen. Auch körperliche Betätigung kann durch die Ausschüttung von Endorphinen eine Rolle spielen. Darüber hinaus gibt es auch einige natürliche Nahrungsergänzungsmittel, die darauf ausgelegt sind, die sexuelle Energie zu steigern. Mit diesen kleinen Helfern lässt sich die Libido auf natürlichem Weg steigern.
Rollenspiele testen
Manchmal sind einfach die eingefahrenen Routinen zu stark. Dann können Rollenspiele helfen. Schlüpfen Sie in eine andere Rolle oder experimentieren Sie mit verschiedenen Szenarien, die Sie beide ansprechen, um die Monotonie Ihres Sexlebens zu durchbrechen und eine andere Facette Ihres Partners oder Ihrer Partnerin zu entdecken. Dieses erotische Spiel kann die sexuelle Erregung neu anfachen, indem es Ihnen das Gefühl vermittelt, mit einer anderen Person zu schlafen. Gleichzeitig stärkt es Ihre Bindung zueinander.
Mit Sexspielzeug experimentieren
Für Paare, die Schwierigkeiten haben, wieder eine körperliche Bindung aufzubauen, kann es eine Lösung sein, gemeinsam Neues zu erkunden. Sexspielzeug ist eine spielerische Möglichkeit, die erogenen Zonen des anderen neu zu entdecken. Nehmen Sie sich die Zeit, gemeinsam einen Online-Sexshop zu durchstöbern, um Sexspielzeuge auszusuchen, die Ihnen beiden gefallen könnten. Sie werden sehen: Ein Sextoy bringt frischen Wind in Ihr Sexleben und kann ihm schnell eine neue Dynamik verleihen.
Unsere Tipps sind natürlich keine Allheilmittel, sondern nur Anregungen, wie Sie die Leidenschaft neu entfachen können. Denken Sie daran: Das Wichtigste ist, miteinander geduldig zu sein und im eigenen Tempo daran zu arbeiten, die innige Verbundenheit, die Sie einst verband, wieder aufzubauen.
Wenn gar nichts mehr geht: radikale Lösungen für einen Ausweg aus der Dead-Bedroom-Beziehung
Wenn es Ihnen trotz aller Bemühungen nicht gelingt, die Blockade zu überwinden, gibt es ein paar radikalere Lösungsansätze, die Sie in Betracht ziehen können - manche sind vielleicht etwas gewagt, können aber einen Ausweg bieten. Hier sind drei Möglichkeiten für alle, denen die Situation ausweglos erscheint.
Einen Termin bei einem Sexologen ausmachen
Wenn Ihnen die Ideen ausgehen oder die Gespräche Sie nicht weiterbringen, kann ein Termin bei einem oder einer Sexologen eine Lösung sein. Vielleicht kann Ihnen der Sexologe oder die Sexologin neue Wege aufzeigen, die Sie vielleicht noch nicht in Betracht gezogen haben, oder als Vermittler fungieren, sodass Sie Ihren Frust und Ihre Erwartungen in einem neutralen und wohlwollenden Rahmen äußern können. Ein fachkundiger Blick von außen kann manchmal schon ausreichen, um die positive Dynamik in Ihrer Partnerschaft wieder in Gang zu bringen.
Die Beziehung öffnen
Wenn selbst die Hilfe eines Sexologen nicht ausreicht, um die Bedürfnisse beider Seiten zu befriedigen, kann es an der Zeit sein, über weniger konventionelle Lösungen nachzudenken. Die Öffnung der Beziehung ist zwar heikel, kann aber für manche Paare eine Option darstellen. Dabei geht es darum, dem Partner, der mehr Sex benötigt, zu erlauben, diese Befriedigung anderswo zu finden, während die Hauptbeziehung aufrechterhalten wird. Dies erfordert eine äußerst klare Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen und klar definierte Grenzen, um das emotionale Gleichgewicht beider zu wahren.
Über die Trennung nachdenken
In manchen Fällen können tiefgreifende Unvereinbarkeiten zwischen den beiden Personen in einer Beziehung eine Versöhnung auf intimer Ebene unmöglich machen. Wenn einer der beiden unwiderruflich unter dem Mangel an Sex und Intimität leidet und der andere dieses Bedürfnis nicht mehr teilt, kann es eine Option sein, die Trennung in Betracht zu ziehen. Auch wenn eine Trennung immer eine schwierige Entscheidung ist, kann sie manchmal die respektvollste und beste Wahl sein, damit beide ihre persönliche Erfüllung finden können.
Bevor Sie sich für eine dieser radikaleren Lösungen entscheiden, sollten Sie in sich gehen. Die Entscheidung sollte wirklich nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wichtig ist, dass sie mit viel Liebe, Respekt und Ehrlichkeit sich selbst und dem Partner gegenüber getroffen wird. Ob Sie sich nun dafür entscheiden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sich für neue Dynamiken zu öffnen oder andere Wege zu gehen - das Wichtigste ist, dass Sie eine Lösung finden, die es Ihnen beiden ermöglicht,das eigene Gleichgewicht wiederzufinden.
Dead-Bedroom-Beziehungen können besonders schwer zu ertragen sein, vor allem für die Person, die einen tiefen Mangel an Zärtlichkeiten und Sex verspürt. Dieser Mangel an körperlicher Liebe, der oft als Zurückweisung empfunden wird, kann erhebliche emotionale Spuren hinterlassen und das Gleichgewicht der Partnerschaft beeinträchtigen.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass es immer möglich ist, einen ersten Schritt zu machen. Starten Sie immer mit einem offenen und ehrlichen Gespräch. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre eigenen Gefühle auszudrücken und die Ihres Gegenübers anzuhören. Dieses Gespräch wird zeigen, ob Sie beide auf derselben Wellenlänge sind und bereit sind, gemeinsam an einer erfüllteren Beziehung zu arbeiten.
Manchmal wird dieses Gespräch tief sitzende Unvereinbarkeiten ans Licht bringen. In diesem Fall kann es besser sein, sich der Realität zu stellen und zu überlegen, was für beide Seiten das Beste ist. In vielen Fällen kann dieser aufrichtige Austausch jedoch der Ausgangspunkt für eine neue Beziehungsdynamik sein, bei der durch gegenseitige Anstrengungen die Flamme der Leidenschaft neu entfacht und die alte Verbundenheit wieder hergestellt werden kann.
Egal, wohin Ihr Weg Sie führt, lassen Sie sich immer von Liebe, Respekt und Wohlwollen gegenüber sich selbst und Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin leiten.