Bei einem Orgasmus erreichen wir einen Höhepunkt der Lust und des Vergnügens. Eigentlich ein Grund zur Freude. Aber einige reagieren darauf mit Weinen. Wir haben untersucht, warum das so ist und erklären Ihnen, was nach dem Sex mit Körper und Geist passiert.
Es mag paradox klingen: Nach dem Sex, einem so intensiven erfüllenden Moment der Zweisamkeit, der in einem unvergesslichen Orgasmus gipfelt, fangen Sie regelmäßig an, sich die Augen auszuheulen. Kein glückseliges Lächeln, sondern unkontrollierbares Schluchzen. Das kann sowohl die Person, die weint, als auch den Partner oder die Partnerin stark verunsichern. Das LOVE Team kann Sie aber beruhigen: Dieses Phänomen ist weitaus häufiger, als es scheint.
Die so genannte postkoitale Dysphorie ist kein Phänomen der Neuzeit. Schon der Philosoph Galen schrieb im Alten Rom: „Jedes Tier ist nach dem Koitus traurig, mit Ausnahme der Frau und des Hahns.“ Tatsächlich ist das Zusammenspiel zwischen dem menschlichen Körper und dem Geist eine faszinierende Angelegenheit, bei der sich Emotionen und körperliche Reaktionen oft auf überraschende Weise überschneiden.
In diesem Artikel möchten wir dem Weinen nach dem Sex auf den Grund gehen und, falls Sie selbst davon betroffen sind, Ihnen (und Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin) die Sorgen nehmen. Außerdem geben wir Ihnen einige Anregungen, wie Sie mit diesem etwas heiklen Moment besser umgehen können.
Warum manche nach dem Sex weinen müssen
Das Weinen nach einem Orgasmus bringt alle Beteiligten in eine komische Situation. Häufig stecken ebenso vielfältige wie natürliche Gründe dahinter. Wir haben gesammelt, was der Auslöser sein kann:
Freudentränen
Weinen ist nicht immer gleichbedeutend mit Traurigkeit. Manchmal sind Tränen auch Ausdruck eines intensiven Glücksgefühls, eines Gefühls der tiefen Verbundenheit mit dem Partner oder der Partnerin. Vielleicht ist dieser Moment für Sie besonders, weil Sie schon lange nicht mehr so viel Freude empfunden haben - oder vielleicht sogar noch nie. Diese positiven Emotionen, die durch die Intensität des Moments verstärkt werden, können überwältigend sein und den unerwarteten Tränenfluss auslösen.
Hormonelle Reaktion
Bei einem Orgasmus schüttet der Körper einen Cocktail von Hormonen aus, darunter Oxytocin und Dopamin, die eine Reihe von körperlichen und emotionalen Reaktionen hervorrufen können. Diese hormonellen Schwankungen können Sie zum Weinen bringen, ebenso wie sie bei manchen Menschen unkontrolliertes Lachen auslösen können. Es handelt sich dabei lediglich um eine biologische Reaktion auf das Gefühls- und Hormonchaos nach dem Sex.
Tiefe Traurigkeit
Es ist auch möglich, dass Ihre Tränen mit echter Traurigkeit zu tun haben. Wenn Sie beispielsweise gerade eine schwierige Trennung hinter sich haben, können Gedanken an den oder die Ex auftauchen, die den Moment mit einer unerwarteten Melancholie füllen. Eine schmerzhafte Trennung erklärt übrigens auch, warum einige Männer Schwierigkeiten haben, mit einer neuen Partnerin oder einem neuen Partner im Bett Leistung zu erbringen.
Schuldgefühle
Bei manchen Menschen kann das Weinen nach dem Sex auf Schuld- oder Schamgefühle zurückzuführen sein. Dies kann zum Beispiel mit traumatischen sexuellen Erlebnissen oder einer strengen Erziehung zu tun haben, in der Sex tabu war. In diesem Fall könnten die Tränen Ausdruck einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) oder eines tieferen inneren Konflikts sein.
Sie sehen: Weinen nach einem Orgasmus ist überhaupt nichts Ungewöhnliches. Es ist eine menschliche Reaktion, die von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden kann, seien sie emotionaler, biologischer oder psychologischer Art. Den oder die Auslöser der Tränen zu kennen, kann Ihnen helfen, damit gelassener umzugehen.
Warum es nicht schlimm ist, nach einem Orgasmus zu weinen
Der menschliche Körper kann manchmal unberechenbar sein, vor allem in Ausnahmesituationen, zum Beispiel bei einem Orgasmus. Kommt man zum Höhepunkt, fahren die Hormone Achterbahn. Das kann manchmal unerwartete Reaktionen auslösen, wie z. B. Weinen. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, ganz im Gegenteil.
Weinen, auch nach dem Sex, ist eine starke Reaktion unseres Körpers. Es zeigt, dass Ihr Körper versucht, etwas freizusetzen, sich auszudrücken. Diese Reaktion ist ganz natürlich und normal und kann, wie wir gesehen haben, viele Bedeutungen haben. Tatsächlich ist es oft eine Möglichkeit für Körper und Geist, eine große emotionale oder körperliche Last loszuwerden
Wenn dieses Phänomen jedoch immer wieder auftritt und Sie beunruhigt, kann es hilfreich sein, sich einen Moment Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Stellen Sie sich die einfache Frage: Wie fühle ich mich wirklich nach dem Sex? Indem Sie Ihren eigenen Gefühlen auf den Grund gehen, finden Sie vielleicht einen Zugang dazu, was Ihr Körper Ihnen mitzuteilen versucht.
In manchen Fällen können Tränen auch etwas komplexere Gefühle widerspiegeln, z. B. ein Gefühl tiefer Traurigkeit oder die Belastung durch eine traumatische Erfahrung in Ihrer Vergangenheit. Wenn Sie das Gefühl haben, dass das Weinen mit einem tief verankerten Schmerz oder einer ungelösten Schwierigkeit zusammenhängt, kann es hilfreich sein, mit einem Experten darüber zu sprechen. Ein Therapeut oder eine Sexualtherapeutin kann Ihnen helfen, Ihr Gefühlschaos zu entwirren und eine geeignete Lösung für Sie zu finden.
Sich selbst besser zu kennen und die Reaktionen des eigenen Körpers zu verstehen, ist für eine erfüllte Sexualität unerlässlich. Auch wenn die Tränen nach dem Sex Sie überraschen oder verunsichern, sind sie selten ein Problem an sich. Hören Sie auf Ihren Körper und Ihre Gefühle, und versuchen Sie, wenn erforderlich, der Sache auf den Grund zu gehen.
Wie geht man damit um?
Das Weinen nach dem Sex verunsichert nicht nur einen selbst, sondern auch den Partner bzw. die Partnerin. In einem solch intimen Moment mit Tränen konfrontiert zu werden, wirft natürlich Fragen auf: War der Sex nicht gut? Sind nicht alle sexuellen Handlungen einvernehmlich abgelaufen? Diese Fragestellungen sind ganz normal. Hier hilft nur ein offenes Gespräch, das die Zweifel zerstreut und das Vertrauen zwischen Ihnen stärkt.
Wenn es Freudentränen sind
Wenn die Tränen aus einem positiven Gefühl heraus entstehen, zum Beispiel aus einem großen Glücksgefühl oder einer tiefen Verbundenheit, reicht es schon aus, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu beruhigen. Erklären Sie ihm bzw. ihr, dass die Tränen nur eine Reaktion auf ein im positiven Sinne überwältigendes Erlebnis sind. Lassen Sie ihn oder sie wissen, wie sehr Sie den gemeinsamen Moment genossen haben, und betonen Sie die Freude, die Lust und das Vergnügen, das Sie dabei empfunden haben. Tatsächlich könnte eine solche Reaktion Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin sogar schmeicheln, indem sie bestätigt, dass er oder sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Wenn es mit Ihrer Vergangenheit zu tun hat
Manchmal ist das Weinen nach dem Sex ein Zeichen dafür, dass schlechte Erinnerungen aus der Vergangenheit hochkommen, vor allem wenn Sie eine schmerzhafte Trennung erlebt haben. In diesem Fall sollten Sie sich die Zeit nehmen, um in sich zu gehen und über diesen Gefühlsausbruch nachzudenken. Wenn Sie sich in einer neuen Beziehung befinden, ist es normal, dass Sie Ihre Vergangenheit wie einen emotionalen Rucksack mit sich tragen. Indem Sie mit guten Freunden oder in Ihrer Partnerschaft über Ihre Gefühle sprechen, können Sie vielleicht leichter mit der Vergangenheit abschließen. Wenn die Beziehung jedoch rein körperlich ist (wie bei einem Sexfriend), sollten Sie sich vergewissern, dass Sie beide auf der gleichen Wellenlänge sind und bereit sind, damit umzugehen.
Wenn es um Schuld und Scham geht
Wenn Ihr Weinen auf Scham- oder Schuldgefühle oder ein komplexes Verhältnis zu Ihrer eigenen Sexualität zurückzuführen ist, kann es hilfreich sein, sich über Ihre tieferen Gefühle Gedanken zu machen. Hängen diese Gefühle mit Ihrer Erziehung, mit Tabus oder mit früheren Erfahrungen zusammen? Wenn Sie eine emotionale Blockade oder ein anhaltendes Unbehagen feststellen, machen Sie am besten einen Termin mit einem Sexualtherapeuten oder einer Psychologin aus. Beide sind sicher gerne bereit, Sie bei Ihrem Aufarbeitungsprozess zu begleiten und Ihnen zu helfen, Ihre Sexualität entspannter zu erleben.
Unabhängig vom Grund für Ihre Tränen ist ein offener und ehrlicher Dialog mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin wichtig. Drücken Sie ihm oder ihr gegenüber unbedingt Ihre Gefühle aus. Das stärkt die Bindung in Ihrer Beziehung und ermöglicht Ihnen, diese schwierige Phase zu überwinden.
Das Weinen nach einem Orgasmus überrascht, verstört oder verwirrt womöglich, ist aber nicht zwangsläufig das Anfang vom Ende. Nutzen Sie vielmehr diese Gelegenheit, Ihren eigenen Gefühlen auf den Grund zu gehen, sich selbst besser kennenzulernen und dadurch langfristig Ihre Beziehung zu vertiefen und zu stärken.
Der Orgasmus ist ein intensiver Moment, bei dem die körperliche Stimulation auf starke Gefühle trifft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Körper manchmal auf unerwartete At und Weise reagiert, z. B. mit Tränen.
Das Weinen nach dem Sex ist bei vielen eine normale Reaktion auf das Hormonchaos, das mit dem sexuellen Höhepunkt einhergeht. Passiert es jedoch häufiger, dass Sie nach dem Sex in Tränen ausbrechen, lohnt es sich, zu hinterfragen. Kommen bei Ihnen womöglich alte Gefühle oder Erinnerungen hoch? Oder haben Sie Schwierigkeiten, Ihre eigene Sexualität frei auszuleben? In solchen Fällen kann es hilfreich sein, einen Schritt zurückzutreten und über Ihre Gefühle nachzudenken. Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie nicht alleine weiterkommen. An sich selbst zu arbeiten ist ein wesentlicher Schritt zu einer erfüllten Sexualität.
Letztlich reagieren jeder Körper und jeder Geist anders. Nehmen Sie Ihre Gefühle an, auch wenn sie im ersten Moment verstören. Ihre Gefühle sind ein Teil von Ihnen und machen Sie zu einem Menschen.